Aphasie



Die Broca-Aphasie

Läsionsort

Die Broca-Aphasie hat ihren Namen, wie Sie sicher schon vermutet haben, vom Ort der zugrundeliegenden Läsion bekommen. Patienten mit einer Broca-Aphasie leiden unter der Minderdurchblutung des Broca-Areals. In Abbildung 3 finden Sie eine Zeichnung, die die Lage des Broca-Areals zeigt.

broca Aphasie

Ursache der Broca-Aphasie ist in den meisten Fällen eine Minderdurchblutung der Arteria praerolandica, dies ist eine Verzweigung der Arteria cerebri media, sie wird im Ursprung also durch die Arteria carotis interna versorgt. Auch hier ist die Händigkeit des Patienten von großer Bedeutung, ist die Arteria praerolandica rechtsseitig verschlossen, so wird sich eine Broca-Aphasie in Regel eher bei Linkshändern zeigen. Ist die Arteria praerolandica linksseitig verschlossen bzw. ihre Durchblutung stark gestört, so können Linkshänder und auf jeden Fall die Rechtshänder eine Broca-Aphasie erleiden. In Abbildung 4 finden Sie ein CT-Bild eines Patienten mit Broca-Aphasie, man kann hier sehr gut den Läsionsort erkennen.

In Abbildung 4 finden Sie ein CT-Bild eines Patienten mit Broca-Aphasie, man kann hier sehr gut den Läsionsort erkennen

Ct Bild Aphasie

Symptome

Patienten mit Broca-Aphasie zeigen als hauptsächliches Symptom (sog. Leitsymptom) eine Sprache, die sich durch kurze und unvollständige Sätze auszeichnet. Häufig fehlen Funktionswörter wie Artikel („der, die, das“), die Substantive werden nicht dekliniert (also dem Zusammenhang in ihrer Form angepasst) und die Verben werden in ihrer Grundform genutzt. Der Sprachfluss ist wesentlich langsamer als üblich und das Sprechen an sich scheint Patienten mit Broca-Aphasie große Schwierigkeiten zu bereiten. Patienten mit Broca-Aphasie ist sehr wohl bewusst, dass mit ihrer Sprache etwas nicht stimmt. Sie bemerken die überlangen Pausen, die sie beim Versuch zu sprechen machen und die zum einen begründet sind in der langwierigen Suche nach dem richtigen Wort, zum anderen in den motorischen Einschränkungen an sich. Patienten, die unter einer Broca-Aphasie leiden, haben sehr große Probleme, ihre Sprache richtig zu steuern, manchmal streuen sie Laute ein, die nicht dorthin gehören, wo sie gesprochen wurden oder sie lassen Laute einfach aus. Um zu verdeutlichen, wie sich die Sprache eines Patienten mit Broca-Aphasie von der eines Gesunden und der eines Patienten mit globaler Aphasie unterscheidet, haben wir untenstehend ein Beispiel aus dem bereits zitierten Buch von Frau Dr. Lutz aufgeführt:

Gespräch mit Frau N.:

L.L: Konnten Sie gestern die Sonne genießen?
Frau N.: ja ... Garten ... Sohn ... Schie ... toch ... äh ... Sohn und ... Schiebertochte ... Faul ... nein ... Faumen fülken ... nein ... Korb Faumen ... Garten ... ich Sonne sitzen, dann ... hause ... Kuchen backen ... Sohn gerne Faulmenchuchen ...

Der Fachbegriff, für die von Frau N. gezeigte sprachliche Einschränkung (sie sagt z.B. „Faulmenchuchen“ statt „Pflaumenkuchen“), lautet phonematische Paraphasie. Auch wenn die Sprache von Frau N. noch weit von allgemein verständlicher Sprache entfernt ist, so ist doch verständlich, was Frau N. erzählen möchte, ganz im Gegensatz zu Herrn G., dessen äußerungen als globaler Aphasiker überhaupt nicht mehr zu verstehen sind.

Zitat aus „Das Schweigen verstehen“, Dr. Luise Lutz, Kapitel 3.2.2.

 

 

Wörterbuch

Broca-Areal
Region des Gehirns, hier wird die Sprachmotorik geplant. Liegt bei 90% der Rechtshänder auf der linken Hemisphäre, bei Linkshändern kann es links oder rechts lokalisiert sein (bei ca. 10% – 15% der Linkshänder auf der rechten Hemisphäre).
Arteria praerolandica
 Arterienverzweigung aus der Arteria cerebri media
Arteria cerebri media
Verzweigung der Arteria carotis interna
Arteria carotis interna
Zweite Hauptarterie, die das Gehirn mit Blut versorgt; doppelt vorhanden, rechts und links
Läsion 
Verletzung einer anatomischen Struktur oder einer physiologischen Funktion

 

Paraphasie
Durch Sprachstörung verursachte Wortveränderungen. Es wird unterschieden zwischen einer phonematischen Paraphasie, die sich durch Veränderungen eines Lautes in dem Zielwort auszeichnet (aus „Sessel“ wird „Tessel“), Leitsymptom der Wernicke-Aphasie; einer formalen Paraphasie, deren Erscheinungsbild geprägt ist von einem kompletten Worttausch, hierbei wird das korrekte Wort durch ein ähnlich klingendes, aber vom Sinn her nicht passendes Wort ersetzt (z.B. „Maut“ statt „Haut“); einer morphologischen Paraphasie, die sich dadurch auszeichnet, dass z.B. Verben nicht in der richtigen Form genutzt werden (also „Er schreiben“ statt „Er schreibt“); einer semantischen Paraphasie, hier werden Worte durch dem Sinn nach ähnliche Worte ersetzt (z.B. „Tasse“ statt „Glas“); einer verbalen  Paraphasie, Worte werden durch andere, dem Sinn nach nicht passende, ersetzt („Tisch“ statt „Blume“); eine syntagmatische Paraphasie, diese zeichnet sich dadurch aus, dass Begriffe durch die Umschreibung ihres Sinns ersetzt werden („Voliere“ durch „Gefängnis für Vögel“)

 

 

 


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